31. Politischer Aschermittwoch in Bautzen-Budyšin!
Wie der sprichwörtliche „Rote Faden“ zogen sich die Beziehungen zwischen den ungarischen Bürgern und denen aus der Oberlausitz durch Marko Schiemanns 31. Politischen Aschermittwoch zu dem er diesmal rund 400 Gäste in seiner Heimatstadt begrüßen.
Begonnen haben die besonderen Beziehungen mit der 21-jährigen Herrschaft des ungarischen Königs Matthias Corvinus über Bautzen-Budyšin und die Oberlausitz im 15. Jahrhundert. Jahrhunderte später wurde Ungarn zum beliebtesten Urlaubsland der Ostdeutschen, 40 Prozent der DDR-Bürger bereisten es mindestens einmal, viele von ihnen jährlich. Andersherum bauten in dieser Zeit zahlreiche DDR-Betriebe auf das Wissen und Können ungarischer Vertragsarbeiter. Den Höhepunkt bildete dann das Paneuropäische Picknick im August 1989 mit der kurzzeitigen Öffnung der Jahrzehnte lang geschlossenen Grenztore zum „Westen“.
Marko Schiemann, der seit 1993, nur durch Corona unterbrochen den Politischen Aschermittwoch in der Oberlausitz, in Bautzen-Budyšin organisiert und durchführt, widmete das diesjährige Treffen den 80. Jahrestag der Beendigung des 2. Weltkrieges. Respektlosigkeit, Hass und Gewalt führten damals zum größten Völkermord des 20. Jahrhunderts.
Mit Blick auf den gegenwärtigen Strukturwandel warnte Schiemann dann davor die Grundlagen unseres wirtschaftlichen Erfolges aufzugeben, bevor wir nicht sichere und stabile Alternativen geschaffen haben. In diesem Zusammenhang verurteilte der Redner den neuerlichen, den zehnten Brandanschlag auf das Bautzener Bauunternehmen „Hentschke Bau“. Schiemann sieht darin einen Angriff auf sächsische Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Grundlage vieler Familien.
Dr. Péter Györkös hatte sich außerordentlich über die Einladung von Marko Schiemann, den er aus gemeinsamen europa-politischen Veranstaltungen kennt, gefreut und war gern in die Hauptstadt der Oberlausitz nach Bautzen-Budyšin gereist, ohne wirklich zu wissen, was er unter einem „Politischen Aschermittwoch“ zu verstehen hat. Aber die Verbindungen der Oberlausitz mit einem der größten ungarischen Könige, mit Mattias Corvinius und das Wiedersehen mit seinem langjährigen Freund Matthias Rösler gaben den Ausschlag.
In seinem Grußwort ging der Botschafter auf das besondere Verhältnis beider Völker zueinander ein. Begonnen hat er seine diplomatische Karriere im Frühjahr 1989 im ungarischen Außenministerium. Seine Befürchtungen, einen langweiligen Job ausfüllen zu müssen, wurden schon bald durch die Erarbeitung einer „Diplomatischen Note“ zum Verbleib der vielen Ausreisewilligen DDR-Bürger nach dem Paneuropäischen Picknick ad absurdum geführt. Der damalige DDR-Botschafter warf Györkös im Ergebnis vor, die DDR damit zu verraten, die Öffnung der Berliner Mauer zu provozieren und die Wiedervereinigung Deutschlands auf westdeutschen Boden vorzubereiten. In einem Punkt irrte sich der DDR-Botschafter, die Wiedervereinigung fand nicht auf westdeutschen, sondern auf sächsischen Boden in Leipzig und Dresden statt. Indem tausende Sachsen skalierten: „Wir sind das Volk, wir bleiben hier!“ Jahre später wurde diese Tatsache dann in einer Talk-Show mit den Worten „Unsere Ungarn sind die Sachsen“ kommentiert, beendete Péter Györkös sein Grußwort und reichte das Mikrofon an Matthias Rösler, den langjährigen Sächsischen Landtagspräsidenten, zur Hauptrede weiter.
Matthias Rösler hat eine besondere Affinität zur Oberlausitz, obwohl er zuvor weder als Kultus-, danach als Wissenschafts- und Kunstminister oder später als Landtagspräsident in Schiemann Aschermittwochs-Bütt steigen durfte. Dafür saß er wohl so oft, wie kein anderes Mitglied der Sächsischen Staatsregierung im Publikum. Matthias Rößler freute sich mit seiner Rede, die 2025-er Fastenzeit einläuten zu dürfen und hoffte, dass am Ende der Fastenzeit ein Kanzler Merz das Land regiert. Den Politischen Aschermittwoch bezeichnete er als ein Instrument der Meinungsfreiheit. Auf der Suche nach einem Motto für seine Rede war ihm das Zitat seines Parteifreundes Arnold Vaaz in den Sinn gekommen. Dieser hatte einmal gesagt 1989 hatten wir die Wahl zwischen Gefängnis und Irrenhaus. Wir haben uns damals für das Irrenhaus entschieden. Letztendlich war ihm aber das Merz‘sche „So kann es nicht weitergehen. Wir brauchen einen Politikwechsel!“ aktueller und treffender erschienen. Unsere ältesten und besten Freunde sind die Ungarn. Das war zu Zeiten Matthias Corvinus so, das ist heute so, meint Matthias Rösler. Im Gegensatz zu den Westdeutschen, die sich als Westeuropäer verstehen, sehen wir Ostdeutschen uns als Mitteleuropäer. Die rümpfen nicht über ihre tschechischen, polnischen, slowakischen und ungarischen Nachbarn die Nase, wenn diese in Brüssel ihre nationalen Interessen durchsetzen wollen. Stattdessen wünschen sie sich von ihrer Regierung, dass sie es ebenso tut…
Wir fürchten hier um den Verlust der von uns geschaffenen Werte. Die Tatsache, dass wir die 40-prozentige Arbeitslosigkeit während der zurückliegenden drei Jahrzehnte kontinuierlich gegen Null entwickelten, ist einzig und allein unserem Fleiß zu verdanken. Die Tatsache, dass von 1990 bis 2020 etwa zwei Billionen Euro „Aufbauhilfe“ in den Osten flossen, relativiert sich angesichts der gerade geplanten Neuverschuldung von knapp einer Billion, denkt Rößler laut nach.
Die Energie- und Migrationspolitik sowie die Wahrnehmung der Verantwortung für die Sicherheit der Bürger, weitere Themen die der Redner aufs Korn nahm, um wieder zum Motto seiner Rede zurückkehren und den Politikwechsel wie angekündigt konsequent durchzusetzen.